Wenn der Dalai Lama seine persönliche Geisteshaltung beschreibt, verwendet er mit Vorliebe den Begriff "Karuna" und benennt damit ein ethisches Prinzip des Buddhismus, das wir alle im Grunde pflegen sollten, auch wenn wir keine Buddhisten sind, denn auch als Christen oder Moslems oder einfach nur als Menschen, die keine Religionszugehörigkeit pflegen,
ist das Prinzip von Karuna eines der wichtigsten Prinzipien, um ein menschenwürdiges Leben zu leben.
Das Wort Karuna kommt aus dem Sanskrit und bedeutet Mitgefühl.
Mitgefühl heißt nicht nur Mitleid, sondern beinhaltet die Tugend der Achtsamkeit für andere, die Bereitschaft, aus Mitgefühl für den Anderen tätig zu werden, beschreibt also das tätige Mitgefühl und das Erbarmen angesichts der Bedürfnisse eines anderen Lebewesens, einer anderen Daseinsform. Dies umfasst alle Lebewesen, nicht nur Menschen. In der inneren Haltung von Karuna begegnet man allen Wesen und allen
Erscheinungen dieser Welt – auch den angeblich toten Dingen, wie z.B. den Bergen – mit derselben umfassenden Liebe und Hilfsbereitschaft. Damit hebt uns die Pflege dieser Geisteshaltung entscheidend aus der Dualität und allen dualistischen Vorstellungen und vereint uns stattdessen mit allem, was ist, macht uns zum Teil des einen Ganzen bzw. das Ganze zum Teil von uns.
Ein Bodhisattva – ein Mensch, der nach höchster Erkenntnis strebt – pflegt vier Grundtugenden:
Metta – die liebende Güte allem Leben, der Erde und dem Kosmos gegenüber
Mudita – die Mitfreude an allem, was ist
Upekka – Gleichmut allem gegenüber, was bedeutet, keine ausgesprochenen Vorlieben und Abneigungen zu haben, sondern eben liebende Güte und Mitfreude zu jeder Zeit und in jeder Lage.
Karuna – das tätige Mitgefühl, d.h. den Wunsch und die Bereitschaft, für das Wohlbefinden des Anderen zu handeln, dessen Existenz gezielt zu verbessern, ihm aus Not und Leid zu helfen und wo es nötig ist, für ihn zu sorgen. Das bezieht sich auch auf die Natur und auf die gesamte Schöpfung.
Durch das Erscheinen des Corona-Virus – der Name nicht zufällig so nah verwandt dem Wort Karuna – unter einer der größten Planetenkonstellationen, die für alle gleichermaßen wichtig ist, wurde/ wird uns als menschlicher Gemeinschaft eine Chance zuteil, unsere allgemein geltende, unsere Gesellschaft tragende, die Erde jedoch zerstörende und andere Wesen
stark verletzende Geisteshaltung zu verändern und uns eben dem zu öffnen, was Karuna bedeutet: tätiges Mitgefühl zu entwickeln für alles, was lebt und ist.
Immer wenn Saturn und Pluto sich zueinandergesellen, wie dieses Jahr, treten sie als Korrektiv für das menschliche Kollektiv in Aktion. Ihr Aufeinandertreffen in regelmäßigen Abständen hat bereits einige Paradigmen-Wechsel angestoßen.
So zum Beispiel haben frühere Konjunktionen der beiden Großen diese Ereignisse ausgelöst:
- Den Beginn und das Ende des Römischen Reichs
- Die Pest in Europa
- Die Reformation
- Den 30-jährigen Krieg
- Die Französische Revolution
- Das Zeitalter des Nationalismus
- Das Britische Empire
- Den Ersten Weltkrieg
- Das Ende des Zweiten Weltkriegs
- Das Ende des Kalten Krieges
Abhängig vom Tierkreiszeichen, in dem die Konjunktion jeweils stattfindet, formen sich diesem entsprechend die Erscheinungsformen aus. Die jetzige Konstellation findet im Steinbock statt, d.h. es geht hier um die Werte und Maßstäbe des Kollektivs, die transformiert werden sollen, damit sie sich zum Besten von allen und allem auswirken. Es geht also darum,
die Maßstäbe der Wirklichkeit, d.h. die Werte der Welt hinter der Welt der Sichtbarkeit, also die höheren Werte zu etablieren.
Mit der Konjunktion von Pluto und Saturn im Tierkreiszeichen Steinbock am 12. Januar 2020 hat die große Welle des Wandels, die immer durch die Welt geht, wenn der Wächter der Erfahrung und der Hüter der Wirklichkeit aufeinandertreffen, eine erste große Woge an unseren gemütlichen Strand der Selbstverständlichkeiten gespült.
Australien brannte, in China gab es – damals noch unerkannt – erste Fälle des Corona-Virus, und als Echo davon erzitterte schließlich die gesamte Welt. Nun sind es einmal nicht nur die Entwicklungsländer, nicht nur die, die sowieso arm und unterprivilegiert sind, die leiden, sondern gerade auch die Industrieländer, und damit wir, die vom Wohlstand Verwöhnten, die, die sich stets alles nehmen, was sie haben wollen,
die nun auch ein bisschen – vergleichsweise wenig im Vergleich zu Hunger und Not unserer Mitmenschen – leiden mussten oder noch müssen.
Wenn Pluto und Saturn zusammen schwingen, dann entsteht Druck im Kollektiv, dann soll es immer einen Paradigmen-Wechsel geben, eine Transformation der bestehenden Werte, eine durchschlagende Veränderung – die letztlich das Kollektiv verbessern, ja, heilen soll (siehe "notes on the way" über Saturn - Pluto).
Das, was als so böse, zerstörerisch und auch als ungerecht erscheint und vielen Menschen Angst machte/ macht, ist im Grunde immer die Chance, etwas Besseres aus dem zu machen, was wir zur Verfügung haben.
Die großen Planeten üben grundsätzlich nur dann auf eine destruktive Weise Druck aus, wenn wir Menschen, ob als Individuen oder als Kollektiv, unsere Wahlfreiheit im Leben auf ebenso destruktive Weise genutzt haben. Wenn Chancen nicht allen zum Besten dienen, sondern dem Ego und der Befriedigung kleinlicher Gier. Wenn eben nicht Karuna gelebt wird, sondern "das Kapital" – der eigene Gewinn – regiert.
Nicht Gleichmut, sondern Gleichgültigkeit. Nicht Mitfreude, sondern Schadensfreude. Nicht liebende Güte, sondern Grausamkeit.
Immer wenn Saturn und Pluto in ihrer Zusammenstirnung erscheinen, dann hat dies die gewisse Qualität eines Jüngsten Tages. Denn ihre geballte Kraft führt "zu dem Zwang zur, auch gegen die eigenen subjektiven Triebe bzw. gegen die Zwecke des Egos gerichteten Wahrhaftigkeit", wie Wolfgang Döbereiner dieses planetarische Regulativ so treffend definierte.
Das bedeutet, dass unter dem Einfluss dieser Kräfte das Ego freiwillig (oder gezwungenermaßen) seine Interessen und Belange einschränken muss, dass Vorlieben und Befindlichkeiten des Einzelnen gegenüber den Interessen der Gemeinschaft und zum Wohl der Allgemeinheit zurücktreten müssen. Das bedeutet, dass man als Individuum Einschränkungen hinnehmen muss oder hinnehmen will, weil die eigene Wunscherfüllung dem Allgemeinwohl
schaden könnte oder den Raum des Gegenübers verletzen könnte. Im Grunde bekommen wir alle durch Corona in erster Linie eine Übung in Rücksichtnahme in Bezug auf unsere Mitmenschen. Das Tragen des Mund-und-Nasen-Schutzes aus Rücksicht auf unser Gegenüber, das wir sonst eventuell infizieren könnten, weil wir, ohne uns darüber bewusst zu sein, vielleicht die Krankheit tragen. Wir nehmen also etwas auf uns aus Mitgefühl für andere.
Wir üben Karuna, das tätige Mitgefühl. Die Maske schützt nicht uns selbst, sondern andere. Auch wenn die Nützlichkeit der Maske von manchen bezweifelt wird, so ist sie dennoch eine wertvolle Geste, die sich im alltäglichen Leben als Symbol der gegenseitigen Rücksichtnahme eingebürgert hat.
Schauen wir auf die Hintergründe und greifbaren Ursachen der Pandemie, dann lesen wir, dass diese Pandemie von China und den dortigen Tiermärkten ausging. Für viele von uns tierliebenden Europäern sind diese Märkte eine grausame Einrichtung. Lesen wir heute von Corona-Clustern in Schlachthöfen bei uns, dann werten wir das ähnlich, nämlich als grausam. Blicken wir außerdem auf die qualvolle Haltung unserer Nutztiere, dann erübrigt es sich,
sich über den Umgang der Chinesen mit Lebewesen zu empören.
Corona lenkt unseren Blick auf viele menschliche Verfehlungen bzw. auf extrem unmenschliches, grausames Verhalten vielerorts. Wir werden konfrontiert mit den Konsequenzen unseres eigenen Fehlverhaltens, mit den Folgen unserer selbstsüchtigen Entscheidungen, als Individuen, vor allem aber als Kollektiv, das sich erfolgreich und skrupellos "die Erde untertan gemacht hat",
ohne Rücksicht auf Natur und Kreatur, in völliger Negierung der eigenen, im Grunde so kleinen Position in der mächtigen Hierarchie der Kräfte.
Welche Chance ruht also in diesem Geschehen!?! Welche mächtige Einsicht, die eine Abkehr von unseren "normalen", so falschen Verhaltensweisen, möglich machen würde, öffnet sich durch diese – im Grunde noch so gnädige – Entwicklung! Dieses nun notwendige, kurzfristige Innehalten könnte die Menschheit nach einigem Nachdenken an die Schwelle zu einem neuen Selbstverständnis und einem anderen Umgang mit der Erde und unseren Mitlebewesen bewegen.
Am bisher höchsten Stand der Krise, während des Lockdowns im April, wurde man von esoterischen Kreisen dazu aufgerufen, sich an Gebeten zu beteiligen, die einer regelrechten Beschwörung glichen, um die guten Kräfte aufzurufen, die uns vom Übel Corona, dem Ausdruck des Bösen, das unsere Normalität stört, befreien sollen, damit wir "endlich" weitermachen können, wie bisher.
Inzwischen wurden die Energien der großen Chance auch anderweitig vielfach zerstreut und verzettelt, vor allem aber wurde das, was uns einigen sollte, verwendet, um uns stärker voneinander zu trennen und bereits oder bislang Geeintes zu teilen. Von der Verschwörungstheorie bis hin zu politischen Unruhen, weil die Regierung es wagt, persönliche Freiheiten zu beschneiden,
auf die wir – wohlstandsverwöhnt – bestehen und auf die wir keinesfalls für solch "zweifelhafte" Gesten der Rücksichtnahme (wie Masken) verzichten wollen, bis hin zu tatsächlich zwielichtigen Machtansprüchen, die ihr Haupt erheben, wird überall ein Schuldiger gesucht und gefunden, jemand, der die Verantwortung trägt und der eben dies völlig falsch macht.
Ab Mitte April hatte sich Jupiter wohlwollend in das Geschehen eingeflochten – die Gebete wurden also erhört – und durch seine Position zwischen Saturn und Pluto das wertvolle Seine zum Wertewandel beigetragen. Jupiters Qualitäten sind Weitsicht, Toleranz und eine erweiterte Weltsicht, auch der Umstand, dass sich alles zum Guten wendet. Seine Schattenseiten sind Selbstgerechtigkeit und ewiges Besserwissertum. Dies kreiert gepaart
mit den ebenfalls vorhandenen Schattenseiten der Haupt-"Drahtzieher" – überzogene Disziplin bei Saturn und fixierte Idealvorstellungen bei Pluto – ein buntes Potpourri aus Selbstüberschätzung, Diktatur und Prophetentum.
Insgesamt entspannte sich vielerorts die Lage, dank Jupiters Erscheinen, vor allem aber auch darum, weil Saturn aus seinem Domizil, dem Steinbock, wo er besonders stark wirkt, ins lockere Zeichen Wassermann weitergewandert ist. Vor allem hier in Europa konnten Restriktionen allmählich gelockert und aufgehoben werden.
Mit der nun jedoch gegebenen Rückläufigkeit von Saturn und der gleichzeitigen Rückläufigkeit von Jupiter könnten sich bald die Kräfte wieder in Richtung Strenge und Enge verschieben, wie man es auch schon beobachten kann.
Mit dem 1. Juli endete Jupiters Tätigkeit als vermittelnder Botschafter, und es ist davon auszugehen, dass sich der Druck, der von Saturn und Pluto ausgeht, wieder mehr und mehr verstärken wird. Eine zweite Welle wird wahrscheinlicher oder rollt bereits an. Die Energien erreichen ihr Maximum an Spannung am 30. September, um sich dann peu à peu wieder zu entspannen. Die Auflösung dieser enormen Grundspannung ist jedoch erst mit Februar 2021
in Sicht – genau am 12.02.2021 (ein Datum, das man vorwärts und rückwärts lesen kann) endet dieser anstrengende Teil unserer Lernlektion. Was immer bis dahin getan, geschafft, versäumt oder auch gelernt worden ist, wird jedoch einen langen Nachhall haben.
Wir sollten begreifen, dass im bisherigen, vorübergegangenen Schrecken (und auch Grauen) – sowie in den vielleicht manchmal übertrieben scheinenden Vorsichtsmaßnahmen oder hilflosen Notstandsgesetzen – und auch in dem noch folgenden Schrecken und den Maßnahmen, die uns noch erwarten könnten, die großen Planetenkräfte im Guten und zu unser aller Besten wirken – nur manchmal schlecht interpretiert oder hilflos übersetzt bzw. falsch
genutzt werden –, man uns auf diese Weise erschüttern, zumindest aber aufrütteln und wecken will, damit wir lernen – und das ist die Essenz dieser wichtigen Übung –, unsere Wahlfreiheit zum Guten und zum Besten aller zu nutzen: Zur Liebe und Wertschätzung von Natur und Kreatur, zu Achtsamkeit und Fürsorge für alles, was lebt und ist, anstatt uns tagtäglich, im Kleinen wie im Großen, hochmütig und scheinbar allmächtig darüber zu erheben,
es zu missbrauchen und zu knechten.
Wir müssen nicht weit blicken, um zu wissen, wie sehr und wie umfassend wir dies pflegen und als selbstverständlich, weil "unabänderlich" akzeptieren. Schauen wir nur auf unseren Tisch: nahezu jeder Tropfen Milch, jedes Ei, jedes Stück Fleisch werden aus großem Leid gewonnen. Wälder, Wiesen, Berge, Seen, Flüsse und Meere, im Grunde alle Lebewesen, ob groß, ob klein, nah und fern,
und die gesamte Schöpfung, werden verzweckt und ausgebeutet, gequält und missachtet. Die Erde ist Sklave unserer Triebe, unseres Machtanspruchs und unserer unersättlichen Gier nach Mehr, nach Geld und Überfluss, nach Überflüssigem.
Wenn die Großen (Planeten) uns nun einmal, wie jetzt, fest an der Hand nehmen, um uns zu zeigen, was wir tagtäglich tun und wie klein wir in Wahrheit sind, dann geben sie uns durch dieses erzieherische und im Grunde vergleichsweise gütige Eingreifen eine wunderbare Chance, etwas dazu zu lernen, Einsicht zu gewinnen und es von nun an anders – besser – zu machen. Italien trug in diesem Lernprozess zunächst das Kreuz für alle und wir
wurden mit zutiefst erschütternden Bildern konfrontiert. Inzwischen stehen andere Länder weiter oben in der Statistik, ohne dass man sie in den Nachrichten wirklich erwähnt. Corona scheint hierzulande vorbei zu sein … Man sorgt sich vorrangig um das persönliche Sommervergnügen und wo man wann Urlaub machen kann.
Eigentlich brauchen wir aber neue Regeln des Zusammenlebens auf dieser Erde, die dafür sorgen, dass mit unserem Heimatplaneten und all seinen Schätzen wie Lebensformen achtsam, nachhaltig, ja, mit Ehrfurcht umgegangen wird, damit wir letztlich den "Commonwealth of Earth" ausrufen können und uns unseres Daseins und Lebens auf diesem Planeten als Menschen menschlich würdig erweisen.
Die jetzige Konjunktion könnte im Grunde den Beginn einer "Weltregierung" bedeuten, aber die Menschheit ist wohl noch lange nicht soweit, Metta, Mudita, Upekka und als höchstes Gut Karuna zu leben.
Dennoch, die Hoffnung darauf schwang in allem mit, wie dieses Gedicht, zu Anfang der "Krise" geschrieben, es spüren lässt, so, als ob Corona uns tatsächlich zu Karuna führen würde. ...
LOCKDOWN
Yes there is fear.
Yes there is isolation.
Yes there is panic buying.
Yes there is sickness.
Yes there is even death.
But,
they say, that in Wuhan after so many years of noise
you can hear the birds again.
They say that after just a few weeks of quiet
the sky is no longer sick with fumes
but blue and grey and clear.
They say that in the streets of Assisi
people are singing to each other
across the empty squares,
keeping their windows open
so that those who are alone
may hear the sounds of family around them.
They say that a hotel in the West of Ireland
is offering free meals and delivery to the housebound.
Today a young woman I know
is busy spreading flyers with her number
through the neighbourhood
so that the elders may have someone to call on.
Today churches, synagoges, mosques and temples
are preparing to welcome
and shelter the homeless, the sick, the weary.
All over the world people are slowing down and reflecting.
All over the world people are looking at their neighbours in a new way.
All over the world people are waking up in a new reality
to how big we really are.
To how little control we really have.
To what really matters.
To love.
So we pray and remember that
yes there is fear.
But there does not have to be hate.
Yes there is isolation.
But there has not to be loneliness.
Yes there is panic buying.
But there does not have to be meanness.
Yes there is sickness.
But there has not have to be disease of the soul.
Yes there is even death.
But there can always be a rebirth of love.
Wake to the choices you make as how to live now.
Today, breathe.
Listen, behind the factory noises of your panic
the birds are singing again.
The sky is clearing,
Spring is coming,
and we are always encompassed by love.
Open the windows of your soul
and though you may not be able
to touch across the empty square,
sing.
From Richard Hendrick (Brother Richard) in Ireland. March 13th 2020.
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