Nachdem Dan Brown in seinem neuen Buch "Das verlorene Symbol" die junge Wissenschaft der "Noetik" einem breiten Publikum bekannt gemacht hat, werden auch immer wieder Artikel darüber geschrieben. Aber was ist Noetik? Was steckt dahinter?
Noetik (griech.: noétos = geistig wahrnehmbar) wird die junge Grenzwissenschaft genannt, die Erkenntnisse der modernen Quantenphysik mit denen der Bewusstseinsforschung zusammenführen soll.
Ich möchte hier einen spannenden Artikel aus dem Magazin "P.M. Welt des Wissens" Ausgabe 03/2010 (Autor: Karsten Flohr) zum Thema "Noetik" teilweise wiedergeben:
Einer der Mitbegründer des "Institute of Noetic Science" (IONS) war der Astronaut Edgar Mitchel, der auf dem Heimweg der Apollo 14 Mission am 07. Februar 1971 folgendes Erlebnis hatte:
"Wir drehten uns mit unserer Kapsel langsam im Kreis, um das thermische Gleichgewicht zu halten" - erinnert sich der heute 80-Jährige "und sahen im Abstand von 2 Minuten die Erde, den Mond, die Sonne, die gesamte Palette der Sterne am Kabinenfenster auftauchen."
Und danach hatte Mitchel eine Epiphane (griech.: Erscheinung), die sein Leben verändern sollte: "Ich fühlte das die Moleküle meines Körpers mit denen da draußen in Verbindung standen, eine Verbundenheit mit dem Universum wie ein unsichtbares Netz, das alles miteinander verknüpft. Ich wusste plötzlich, dass alles mit allem zusammenhängt. Dieses Wissen kam auf direktem Weg zu mir, und zwar nicht über den Kopf: Ich habe es körperlich gespürt."
Ein Jahr nach dem Mondflug quittierte er den Dienst bei der NASA und gründete das Institute of Noetic Science (IONS), eine Forschungseinrichtung im kalifornischen Petaluma, die sich mit Gedankenübertragung, Telepathie, Psychokinese und Meditation befasst.
Der Bestseller-Autor Dan Brown, in dessen Roman "Das verlorene Symbol" die noetischen Wissenschaften eine tragende Rolle spielen, schreibt: "Das Potential der Noetik ist atemberaubend. Institute wie das IONS oder PEAR (Princeton Engineering Anomalies Research Lab) haben unumstößlich bewiesen, dass Materie miteinander verbunden ist, verschränkt in einem einzigen, einheitlichen Geflecht - einer Art universeller Einheit".
Nun Brown ist Romancier, ein leicht zu begeisternder wissenschaftlicher Laie, der übertreiben darf.
Die Londoner Autorin Lynne McTaggart ist eine international anerkannte Wissenschaftsjournalistin. Sie hat in achtjähriger Arbeit die Forschung der Noetik aus aller Welt zusammengefasst und meint:
Alle Experimente legen die Schlussfolgerung nahe,
dass Bewusstsein eine Substanz jenseits unserer Körpergrenze ist,
eine Energie, die Materie verändern kann.
Diese Substanz hat einen wissenschaftlichen Namen: das "Nullpunkt-Feld" (*siehe Begriffserklärung im Kasten). So nennen Quantenphysiker die Kraft in der subatomaren Ebene der lebenden Materie, die das Universum wie ein Netz durchzieht und die lange als das Vakuum bezeichnet wurde - das Nichts. Inzwischen weiß man, dass es randvoll ist mit Energie.
Das Nullpunkt-Feld - die Kraft die alles erschafft?
Der griechische Philosoph und Naturwissenschaftler Aristoteles (384-322 v.Chr.) war einer der Ersten, die behaupteten, der unendliche Raum des Universums sei in Wirklichkeit nicht leer, sondern ein "plenum" (lat.: Gesamtheit). 1911 gaben die Experimente des deutschen Physik-Nobelpreisträgers und Begründer der Quantenphysik, Max Planck (1858-1947), ihm recht: Das vermeintliche Vakuum, also der Raum in jedem Atom zwischen Kern und Elektronenhülle, schäumt von brodeldender Aktivität förmlich über. Die Quantenphysik geht heute davon aus, dass dieses Vakuum mit Elementarteilchen gefüllt ist, die in ständiger Bewegung sind, sich zusammenschliessen können und sich miteinander im Informationsaustausch befinden. Die dabei entstehenden wellenförmigen Energien sind so groß, dass sie selbst am absoluten Nullpunkt (- 273,15 Grad Celsius) wo alles andere still steht, noch tätig sind. Deshalb werden sie Nullpunkt-Energien genannt und das Feld, in dem sie sich bewegen, heißt Nullpunkt-Feld.
Damit nicht genug: Wissenschaftliche Versuche deuten darauf hin, dass die universelle Energie auch nutzbar ist. In diesem Zusammenhang elektrisiert ein Wort Physiker und Bewusstseinsforscher weltweit. Es heißt im Englischen wie im Deutschen - "Intention" (*siehe Begriffserklärung im Kasten) und umschreibt die Kraft unseres Geistes, die Welt zu verändern.
Intention - Mit Gedankenkraft die Welt verändern?
Als die Britische Philosophin Elizabeth M. Anscombe (1919-2001), Schülerin Ludwig Wittgensteins und Professorin an der University of Oxford, 1957 in ihrem gleichnamigen Buch den Begriff "Intention" prägte, meinte sie die Kraft des Geistes, die das schwache Fleisch besiegt und die Moral des Menschen stärkt. In dem Buch "Intention" der Londoner Wissenschaftsautorin Lynne McTaggart geht es auch um die Kraft des Geistes - allerdings in viel größerem Rahmen: Hier dient die Intention, also das zielgerichtete Denken, der Veränderung und Verbesserung nicht des Einzelnen, sondern der ganzen Welt. Der Geist triumphiert über die Materie - das ist die Verheißung der vielen Versuche, die weltweit durchgeführt wurden, um zu überprüfen, ob Thesen haltbar sind, wonach die Energien des Nullpunkt-Feldes durch menschliche Gedankenkraft beeinflussbar sind - und somit der Lauf der Welt.
Die Kernthese der noetischen Wissenschaft lautet:
Auch Gedanken sind Materie, und da alle Elementarteilchen des
gigantischen Nullpunkt-Feldes miteinander kommunizieren,
können Gedanken Materie beeinflussen.
Der amerikanische Physiker Harold Puhoff vom Institute for Advanced Studies in Austin / Texas wagt die Prognose: "Das letzte Jahrhundert war das Atomzeitalter - dieses könnte als das Nullpunkt - Zeitalter in die Geschichte eingehen".
Die folgenden scheinbar skurrilen Experimente, die auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun haben, sind Beispiele für die unzähligen Versuche, die unabhängig voneinander weltweit den Energien des Nullpunkt-Feldes auf der Spur sind:
Bernhard Grad, Biologe an der McGill University im kanadischen Montreal, legte Samen in mehrere Behälter mit Salzwasser, das ihr Wachstum verlangsamen sollte. Vorher ließ er einen Geistheiler seine Hände auf einen der Behälter legen. Die Samen in diesem Behälter wuchsen schneller.
Carroll Nash, Biologe von der St. Joseph´s University in Philadelphia/USA ließ in Laborversuchen Menschen durch ihre Willenskraft das Wachstum von Bakterien beeinflussen.
Clive Backster, Lügendetektor - Experte in New York, maß die Oberflächenspannung von Pflanzen: Bei Bedrohung oder Verletzung änderte sie sich wie beim Menschen in ähnlicher Situation - und zwar schon bevor mit den Pflanzen etwas gemacht wurde.
Die Wissenschaftsjournalistin Lynne McTaggart fasst zusammen: "In mindestens 40 Forschungszentren wurde nachgewiesen, dass zwischen Lebewesen ein ständiger Informationsaustausch stattfindet und dass Gedanken Energien übertragen können. Es liegt der Schluss nahe, dass es eine dezentrale, einheitliche Intellegenz gibt und dass im Prinzip jeder von uns über Fähigkeiten verfügt, mit ihr in Kontakt zu treten - nicht nur Schamanen, Magier und Geistheiler…"
Die beiden spektakulärsten Intensions-Experimente sind grundverschieden: Das eine erfolgte geplant, das andere geschah völlig unerwartet:
Das erste Experiment: 1998 ließ die Ärztin Elisabeth Targ vom California Medical Center in San Francisco 40 erfahrene "Heiler" AIDS-Patienten über einen Zeitraum von sechs Monaten durch Gedankenkraft "fernheilen". Signifikantes Ergebnis: Das körperliche und physische Wohlbefinden der Patienten verbesserte sich dramatisch im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die nicht auf diese Weise behandelt wurde.
Das zweite Experiment: Die amerikanischen Psychologen Dean Radin und Roger Nelson arbeiteten im Rahmen des "Global Consciousness Project" (Globales Bewusstseinsprojekt) der Princeton University an der Erforschung der Beeinflussung von Zufallsgeneratoren durch menschlichen Willen. 1197 installierten sie ihre Geräte weltweit an 37 Orten. Am 11. September 2001 wichen die Generatoren in einem nie da gewesenen Ausmaß vom Zufallsprinzip ab. Die Interpretation der überraschten Forscher: Die Aufmerksamkeit der Welt war in den Stunden der Anschläge auf die New Yorker Twin Tower so fokussiert auf dieses Ereignis, dass selbst die Zufallsgeneratoren korrelierten und fast alle dieselben Ergebnisse lieferten - das kollektive Bewusstsein hat sie offenbar gleichgeschaltet.
Albert Popp, der in Neuss das private Forschungslabor "International Institute of Biophysics" betreibt, gilt inzwischen als Pionier der Erforschung von Biophotonen, jenen geheimnisvollen Partikeln, die als die Informationsträger des Nullpunkt-Feldes angesehen werden.
Es handelt sich um elektromagnetische Schwingungen, die auf subatomarer Ebene von jedem Molekül als extrem schwaches Licht mit Wellenlängen zwischen 200 und 800 Nanometern ausgesendet werden. Die Strahlung sei schwächer als das Licht einer Kerze aus 20 Kilometern Entfernung betrachtet, erklärt Popp und sagt: "Wir wissen, dass es diese Lichtstrahlung gibt, aber wir können sie noch nicht entziffern. Ich denke sie ist der eigentliche Informationsträger des Lebens."
Dazu hat Popp einen Versuch entwickelt: Stellt man im Labor zwei Gläser derselben Blutprobe nebeneinander und gibt in eines davon einen Erreger, leiten auch die Blutzellen im zweiten eine Abwehrreaktion ein - so lange, bis die Gläser durch lichtundurchlässige Barrieren voneinander getrennt werden.
Noetiker vermuten, dass das gesamte Universum auf diesem Informationsaustausch in der subatomaren Eben basiert. Der Wiener Quantenphysiker Anton Zeilinger sagt zwar: "Richtig vorstellen kann ich mir auch nicht, was bei diesen Vorgängen vor sich geht", aber man könne die Lichtteilchen als "reine Information" betrachten.
Diese Information mittels Biophotonen könnte zum Beispiel eine Erklärung für das Phänomen der Emergenz (Übersummenaktivität) sein, wie sie etwa im synchronen Verhalten von Fisch- und Vogelschwärmen zum Ausdruck kommt.
Der ungarische Systemtheoretiker Ervin László behauptet sogar: "Unser Gehirn ist ein Mechanismus, mit dessen Hilfe wir Informationen aus dem Nullpunkt-Feld abrufen, dem letztendlichen Speichermedium des Universums."
Unser Gedächtnis existiere nicht im Gehirn, sondern sei im Nullpunkt-Feld abgespeichert, in dem es keine Zeit gebe, keine Vergangenheit und keine Zukunft.
Der US Physiker Harold Puhoff stimmt ihm zu und ergänzt: " Es ist durchaus möglich, dass wir in einem Universum leben, in dem alles, was geschehen wird, schon geschehen ist. Die Zukunft existiert bereits auf einer Ebene der reinen Möglichkeit. Menschen mit Vorahnungen zapfen lediglich bestimmte Informationen an, die schon vorhanden sind."
Robert G. Jahn, Physiker an der Princeton University orakelt: "Wenn man sich tief genug in die Quantenphysik hineinbegibt, existiert vielleicht gar kein Unterschied zwischen Geist und Materie."
Damit ist er nicht weit entfernt von den Vorstellungen des indischen Philosophen Jiddu Krishnamurti, der sagt: "Du bist die Welt."
Links zum Thema:
http://www.noetic.org
http://www.intention-wirkt.de
|